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November 05, 2019

Mission konkret. Was tat um das Jahr 1900 ein Missionar in Südindien?

Hermann Gäbler (1867-1918) hatte ein bewegtes Leben. Er stammte aus einer frommen evangelischen Kleinbauern- und Weberfamilie in Sachsen, durchlief das Missionsseminar in Leipzig und reiste 1891 nach Indien aus. Seine erste Frau starb 1897 an Malaria. Drei Jahre später heiratete er ein zweites Mal. Die Familie blieb von weiteren Schicksalsschlägen nicht verschont, zwei Kinder starben. Krankheiten gehörten zum Alltag. Der Missionar konnte nur mit Mühe seinen vielfältigen Aufgaben nachkommen. An seine Gemeindemitglieder stellte er hohe Ansprüche, so erwartete er von ihnen ein aktives Mitwirken am Gemeindeleben und die Einhaltung christlicher Sitte und Moral. Gleichzeitig bekämpfte er mit Sozial-programmen die Nöte der Landbevölkerung. Die „Bekehrungs- und Heidenpredigt" hat er hingegen kaum geübt. Der Erste Weltkrieg beendete die Tätigkeit der deutschen Missionare im britischen Kolonialgebiet. Hermann und Else Gäbler mussten nach Europa zurückehren.

Ulrich Gäbler ist ein Enkel des Missionars und hat im vorigen Jahr dessen Biographie publiziert. Der Vortrag beruht wesentlich auf handschriftlichem Material aus Familienbesitz.

October 29, 2019

Clemens Jürgenmeyer

An der Wahrheit festhalten

Mahatma Gandhis Lehre vom gewaltfreien Leben

Am 2. Oktober dieses Jahres jährt sich der Geburtstag Mahatma Gandhis zum 150. Mal. Er, dieses dürre Männlein mit Wickeltuch, Nickelbrille und Wanderstab, gilt allgemein als der furchtlose Kämpfer, der mit den Mitteln des gewaltlosen Widerstands die Unabhängigkeit Indiens von der übermächtigen britischen Kolonialmacht im August 1947 errungen hat. Das offizielle Indien wird dieses Jubiläum gebührend feiern und Gandhi wieder einmal als ‚Father of the Nation‘ huldigen. Indien hat Gandhi geradezu zu einem Heiligen erhoben – und ihn auf diese Weise elegant entsorgt. Gandhi war zweifelsohne eine herausragende politische Figur, doch die Reduktion seines Wirkens auf die Praxis des gewaltlosen Widerstands verschweigt geflissentlich den wahrhaft revolutionären Gehalt seines Denkens und Handelns und nimmt ihm so seine Brisanz und Aktualität. Gandhi selbst schätzte seine Rolle als Politiker als unwichtig ein, für ihn war die ständige Suche nach der Wahrheit im praktischen Alltag der wesentliche Teil seines Selbst. Es gilt, das gandhische Denken und Handeln in seiner Vielschichtigkeit, seinem revolutionären Gehalt und seiner religiösen Fundierung darzustellen.

September 03, 2019

In der buddhistischen Kunst gibt es eine in zahlreichen Beispielen belegte Darstellung der beiden Buddhas, Śākyamuni und Prabhūtaratna, die auf das elfte Kapitel des Lotus Sūtra zurückgeht, eines der wichtigsten buddhistischen Texte, der noch heute hohes Ansehen genießt, besonders in Japan. In diesem Kapitel begegnet der Buddha einen zweiten Buddha; diese Begegnung wurde oft dargestellt durch zwei nebeneinander sitzende Buddhas.

Die älteste Statue der sogenannten „Zwei Sitzende Buddhas“ ist vermutlich auf das Jahr 410 zu datieren. Bis vor wenigen Jahren waren solche Bilder nur aus China bekannt, so dass man annahm, dass diese Darstellung in China entstanden sei. Jedoch lassen einige Darstellungen dieses Buddha-Paares, die 2012-2017 außerhalb vom alten China (Zentral- und Südasien) entdeckt wurden, große Zweifel daran aufkommen, ob der Ursprung dieser Darstellung doch im alten indischen Kulturraum zu suchen ist.

Durch weitere neue Fundstücke auf der Halbinsel Shandong an der Ostküste Chinas, die 1996 mit dem sensationellen Fund von etwa 200 buddhistischen Skulpturen aus dem Keller eines buddhistischen Tempels (Longxing, 5.-6. Jh.) freigelegt wurden, wird das bisher bekannte Material in China ebenfalls erheblich erweitert.

Als Symbol des Lotus Sūtra par excellence ist die bildliche Darstellung eng mit den früheren buddhistischen Zentren verbunden, wo das Lotus Sūtra verehrt wurde. Der Vortrag zielt darauf ab hervorzuheben, dass wir jetzt in der Lage sind, die Verbreitung dieser Darstellung und damit des Lotus Sūtras wesentlich erweitern zu können: In westlicher Richtung von Khotan über Hodur und Gilgit bis nach Loriyan Tangai (Gandhāra) und in östlicher Richtung von Chinas Yungang- und Longmen-Grotte bis an die Ostküste des Landes.

January 22, 2019

Dr. Gerald Kozicz

Der Triloknath Tempel in Tonde, Lahul

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9 im Hörsaal -101

Das Chandrabhaga Tal verläuft von Ost nach West „hinter“ der ersten Kette des westlichen Himalayas. Es beginnt mit dem Zusammenfluss der beiden Flüsse Chandra und Bhaga unweit von Keylong und bildet den Kernbereich von Lahul. Keylong, auch Verwaltungszentrum des Distrikts Lahul-Spiti des indischen Bundestaats Himachal Pradesh, ist heute vor allem als Rastort für Reisende zwischen Nordindien und Ladakh bekannt. Über die Wintermonate ist diese karge und enge Tallandschaft für mehrere Monate von der Außenwelt abgeschlossen. Für tibetische Buddhisten, die heute die Mehrheit im östlichen, höher gelegenen Teil Lahuls und in Spiti bilden, war Lahul vor allem für zwei Dinge von Bedeutung. Erstens, als Pilgerroute von Westtibet nach Uddiyana, das heutige Swat und Herkunftsregion Padmasambhavas. Zweitens, als Rückzugsort für Tantriker und Yogis, welchen die Abgeschiedenheit geradezu gelegen kam. Im westlichen, tiefer gelegenen Teil des Chandrabhaga Tals überwiegt der Hinduismus, vor allem Shiva und Shakti Kulte. Hier liegen auch die beiden wichtigsten Pilgerorte von Lahul, die interessanterweise sowohl von Hindus als auch Buddhisten aufgesucht werden: der Mirkhula Devi Tempel von Udaipur und der Triloknath Tempel von Tonde. Beide Tempel können mit Sicherheit als Gründungen aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends angesehen werden. Dass die Funktion als Pilgerstätten für beide Religionssysteme funktionieren kann, liegt daran, dass die als Skulpturen darstellten Hauptgottheiten der jeweiligen Tempel von den Anhängern der beiden Religionen unterschiedlich identifiziert und angesprochen werden. Dieses Phänomen der parallel ablaufenden Kulthandlungen und die Frage nach der tatsächlichen, ursprünglichen Identität der Gottheiten war in den letzten hundert Jahren der Ansatzpunkt für verschiedene Besprechungen dieser Orte.

Im Vortrag möchte ich im Gegensatz zu den meisten bisherigen Studien den Fokus auf die Architekturgeschichte des Triloknath Tempels legen. Durch die Analyse von strukturellen, konstruktiven Elementen und die genaue Auswertung detaillierter Aufnahmen vor allem im Bereich des Portals wird versucht werden, die Geschichte des mehrmals von Lawinen schwer beschädigten und danach wieder aufgebauten Bauwerks zu rekonstruieren - und damit durch gewissermaßen detektivische Indiziensuche auch die Frage nach dem ursprünglichen religiösen Milieu zumindest hypothetisch zu beantworten.

Der Vortragende ist seit 20 Jahren im westlichen Himalaya und Nordindien wissenschaftlich  tätig. Seit 2005 ist er durchgehend als Projektleiter mehrerer Forschungsprojekte gefördert vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) zur indo-tibetischen Architektur und Kulturgeschichte tätig. Daneben hat er an der TU Graz, der Universität Wien (Institut für Südostasienkunde, Tibetologie und Buddhismuskunde) sowie an der Humboldt Universität zu Berlin (Zentralasien Seminar) Lehrveranstaltungen gehalten. Das laufende Projekt ist am Institut für Architektur und Medien der TU Graz angesiedelt und befasst sich mit dem Typus des Nagara Tempels - jener Tempelform, der auch der Triloknath Tempel von Tonde zuzuordnen ist.

https://iam.tugraz.at/nagara/

January 22, 2019

Kopie von -Dr. Gerald Kozicz

Der Triloknath Tempel in Tonde, Lahul

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9 im Hörsaal -101

Das Chandrabhaga Tal verläuft von Ost nach West „hinter“ der ersten Kette des westlichen Himalayas. Es beginnt mit dem Zusammenfluss der beiden Flüsse Chandra und Bhaga unweit von Keylong und bildet den Kernbereich von Lahul. Keylong, auch Verwaltungszentrum des Distrikts Lahul-Spiti des indischen Bundestaats Himachal Pradesh, ist heute vor allem als Rastort für Reisende zwischen Nordindien und Ladakh bekannt. Über die Wintermonate ist diese karge und enge Tallandschaft für mehrere Monate von der Außenwelt abgeschlossen. Für tibetische Buddhisten, die heute die Mehrheit im östlichen, höher gelegenen Teil Lahuls und in Spiti bilden, war Lahul vor allem für zwei Dinge von Bedeutung. Erstens, als Pilgerroute von Westtibet nach Uddiyana, das heutige Swat und Herkunftsregion Padmasambhavas. Zweitens, als Rückzugsort für Tantriker und Yogis, welchen die Abgeschiedenheit geradezu gelegen kam. Im westlichen, tiefer gelegenen Teil des Chandrabhaga Tals überwiegt der Hinduismus, vor allem Shiva und Shakti Kulte. Hier liegen auch die beiden wichtigsten Pilgerorte von Lahul, die interessanterweise sowohl von Hindus als auch Buddhisten aufgesucht werden: der Mirkhula Devi Tempel von Udaipur und der Triloknath Tempel von Tonde. Beide Tempel können mit Sicherheit als Gründungen aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends angesehen werden. Dass die Funktion als Pilgerstätten für beide Religionssysteme funktionieren kann, liegt daran, dass die als Skulpturen darstellten Hauptgottheiten der jeweiligen Tempel von den Anhängern der beiden Religionen unterschiedlich identifiziert und angesprochen werden. Dieses Phänomen der parallel ablaufenden Kulthandlungen und die Frage nach der tatsächlichen, ursprünglichen Identität der Gottheiten war in den letzten hundert Jahren der Ansatzpunkt für verschiedene Besprechungen dieser Orte.

Im Vortrag möchte ich im Gegensatz zu den meisten bisherigen Studien den Fokus auf die Architekturgeschichte des Triloknath Tempels legen. Durch die Analyse von strukturellen, konstruktiven Elementen und die genaue Auswertung detaillierter Aufnahmen vor allem im Bereich des Portals wird versucht werden, die Geschichte des mehrmals von Lawinen schwer beschädigten und danach wieder aufgebauten Bauwerks zu rekonstruieren - und damit durch gewissermaßen detektivische Indiziensuche auch die Frage nach dem ursprünglichen religiösen Milieu zumindest hypothetisch zu beantworten.

Der Vortragende ist seit 20 Jahren im westlichen Himalaya und Nordindien wissenschaftlich  tätig. Seit 2005 ist er durchgehend als Projektleiter mehrerer Forschungsprojekte gefördert vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) zur indo-tibetischen Architektur und Kulturgeschichte tätig. Daneben hat er an der TU Graz, der Universität Wien (Institut für Südostasienkunde, Tibetologie und Buddhismuskunde) sowie an der Humboldt Universität zu Berlin (Zentralasien Seminar) Lehrveranstaltungen gehalten. Das laufende Projekt ist am Institut für Architektur und Medien der TU Graz angesiedelt und befasst sich mit dem Typus des Nagara Tempels - jener Tempelform, der auch der Triloknath Tempel von Tonde zuzuordnen ist.

https://iam.tugraz.at/nagara/

January 22, 2019

Kopie von -Dr. Gerald Kozicz

Der Triloknath Tempel in Tonde, Lahul

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9 im Hörsaal -101

Das Chandrabhaga Tal verläuft von Ost nach West „hinter“ der ersten Kette des westlichen Himalayas. Es beginnt mit dem Zusammenfluss der beiden Flüsse Chandra und Bhaga unweit von Keylong und bildet den Kernbereich von Lahul. Keylong, auch Verwaltungszentrum des Distrikts Lahul-Spiti des indischen Bundestaats Himachal Pradesh, ist heute vor allem als Rastort für Reisende zwischen Nordindien und Ladakh bekannt. Über die Wintermonate ist diese karge und enge Tallandschaft für mehrere Monate von der Außenwelt abgeschlossen. Für tibetische Buddhisten, die heute die Mehrheit im östlichen, höher gelegenen Teil Lahuls und in Spiti bilden, war Lahul vor allem für zwei Dinge von Bedeutung. Erstens, als Pilgerroute von Westtibet nach Uddiyana, das heutige Swat und Herkunftsregion Padmasambhavas. Zweitens, als Rückzugsort für Tantriker und Yogis, welchen die Abgeschiedenheit geradezu gelegen kam. Im westlichen, tiefer gelegenen Teil des Chandrabhaga Tals überwiegt der Hinduismus, vor allem Shiva und Shakti Kulte. Hier liegen auch die beiden wichtigsten Pilgerorte von Lahul, die interessanterweise sowohl von Hindus als auch Buddhisten aufgesucht werden: der Mirkhula Devi Tempel von Udaipur und der Triloknath Tempel von Tonde. Beide Tempel können mit Sicherheit als Gründungen aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends angesehen werden. Dass die Funktion als Pilgerstätten für beide Religionssysteme funktionieren kann, liegt daran, dass die als Skulpturen darstellten Hauptgottheiten der jeweiligen Tempel von den Anhängern der beiden Religionen unterschiedlich identifiziert und angesprochen werden. Dieses Phänomen der parallel ablaufenden Kulthandlungen und die Frage nach der tatsächlichen, ursprünglichen Identität der Gottheiten war in den letzten hundert Jahren der Ansatzpunkt für verschiedene Besprechungen dieser Orte.

Im Vortrag möchte ich im Gegensatz zu den meisten bisherigen Studien den Fokus auf die Architekturgeschichte des Triloknath Tempels legen. Durch die Analyse von strukturellen, konstruktiven Elementen und die genaue Auswertung detaillierter Aufnahmen vor allem im Bereich des Portals wird versucht werden, die Geschichte des mehrmals von Lawinen schwer beschädigten und danach wieder aufgebauten Bauwerks zu rekonstruieren - und damit durch gewissermaßen detektivische Indiziensuche auch die Frage nach dem ursprünglichen religiösen Milieu zumindest hypothetisch zu beantworten.

Der Vortragende ist seit 20 Jahren im westlichen Himalaya und Nordindien wissenschaftlich  tätig. Seit 2005 ist er durchgehend als Projektleiter mehrerer Forschungsprojekte gefördert vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) zur indo-tibetischen Architektur und Kulturgeschichte tätig. Daneben hat er an der TU Graz, der Universität Wien (Institut für Südostasienkunde, Tibetologie und Buddhismuskunde) sowie an der Humboldt Universität zu Berlin (Zentralasien Seminar) Lehrveranstaltungen gehalten. Das laufende Projekt ist am Institut für Architektur und Medien der TU Graz angesiedelt und befasst sich mit dem Typus des Nagara Tempels - jener Tempelform, der auch der Triloknath Tempel von Tonde zuzuordnen ist.

https://iam.tugraz.at/nagara/

November 28, 2018

Prof. Dr. Julia A. B. Hegewald

Vielfalt und Einzigartigkeit der Jaina Tempelarchitektur in Indien

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9 im Seminarraum 201

Die Jaina Religionsgemeinschaft in Indien bildete sich zeitgleich mit der der Buddhisten. In diesem Vortrag werden die großartigen Tempelbauten der Jainas in Indien im Mittelpunkt stehen. Obwohl die Jaina Tempel denen der Hindus oder Buddhisten in nichts nachstehen, sind sie doch bisher in der Literatur relativ vernachlässig worden, da sie sich angeblich nur in ihren religionsspezifischen Verzierungen von denen anderer Glaubensrichtungen Indiens unterscheiden. Der erste Teil des Vortrages wird jedoch zeigen, daß jinistische Tempelbauten einem ganz eigenen Raumverständnis folgen und sehr komplexe, oft mehrstöckige Bauten hervorgebracht haben. Dies wird einerseits durch ein sehr ausgeprägtes Stiftertum und durch die häufige Niederlassung von Jaina Händlern und Juwelieren in städtischen Siedlungen bedingt. Darüber hinaus hat dies jedoch auch mit religiösen und kosmischen Vorstellungen zu tun, die erklärt und illustriert werden. Im zweiten Teil des Vortrages wird die unglaubliche Vielfalt der verschiedenen Tempelbauten im Vordergrund stehen. Über die Jahrhunderte, durch Veränderungen im Ritual und unterstützt durch die Entwicklung neuer Baumaterialien, wurde der ursprüngliche architektonische Formenschatz durch neue Bauformen erweitert, die jedoch weiterhin den grundlegenden strukturellen Grundsätzen des Jaina Tempelbaus treu blieben. Freuen Sie sich auf Aufnahmen von einzigartiger Tempelarchitektur aus allen Teilen und Regionen des indischen Subkontinents.

Julia A. B. Hegewald ist Professorin für Orientalische Kunstgeschichte und Inhaberin des Lehrstuhls für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte am Institut für Orient- und Asienwissenschaften (IOA) der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

October 23, 2018

Prof. Dr. Axel Christoph Gampp

Clara kommt! Die Reise eines indischen Panzernashorns durch das Europa des 18. Jahrhunderts

18:15 Uhr im Kollegienhaus der Universität Basel (Petersgraben 50), Hörsaal 118

Der Basler Zoo hat seit 1956 Zuchterfolge mit indischen Panzernashörnern. Doch das erste Exemplar der Species traf viel früher in Basel ein: am 20. Januar 1748 war im Hotel Dreikönig Clara zu sehen. Dabei handelte es sich um ein weibliches indisches Panzernashorn, das als Jungtier in Assam gefangen und an den niederländischen Kapitän Douwemont Van der Meer verkauft wurde. Der brachte sie 1741 nach Rotterdam und begann mit ihr eine rastlose, bis 1751 dauernde Tour durch Europa, die sie in verschiedene deutsche und Schweizer Städte brachte, aber auch nach Frankreich, Preussen und Italien. Dabei wurde Clara unzählige Male darstellt und hat die Produktion von Luxusartikeln wie Porzellan oder Uhren beeinflusst. Nach 1751 verlangsamte sich das Tempo ihrer Reisetätigkeit; gestorben ist sie während eines Aufenthaltes in London 1758. Der Vortrag zeichnet die Reise und die kulturhistorische Bedeutung von Clara nach und damit auch diese ganz besondere Beziehung zwischen der Schweiz und Indien.

Axel Christoph Gampp, Titularprofessor für Allgemeine Kunstgeschichte an der Universität Basel und Professor für Geschichte und Theorie der Architektur an der Fachhochschule Bern. Studium in Basel und Zürich, Promotion 1994 mit einer Arbeit über Städtebau im römischen Umland im Hochbarock, Habilitation 2002 mit einer Arbeit zur italienischen Kunsttheorie der Frühen Neuzeit. Schwerpunkte sind Italienische Kunst und Kunsttheorie der Frühen Neuzeit, Schweizer Kunstgeschichte, Geschichte der Mimik und Gestik, Architekturgeschichte und -theorie. Zahlreiche Publikationen zu allen genannten Bereichen (siehe dazu Website des Kunsthistorischen Seminars Basel:
www.kunstgeschichte.philhist.unibas.ch/de/personen/axel-christoph-gampp/

May 29, 2018

Dr. Christian Luczanits

Symmetrische Portraits: Eine Neuinterpretation der expressiven Skulpturen im Kloster Mindroling, Tibetand

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9 im Seminarraum 201

Die Bronze-Skulpturen im Kloster Mindroling sind vor allem wegen ihrer Grösse und ihren expressiven Gesichtsausdrücken bekannt. Ursprünglich aus einem Kloster der Sakya Schule stammend stellen sie die mündliche Überlieferung der wichtigsten Lehren dieser Schule dar. Dieser Vortrag bespricht die Skulpturen im Lichte einer mit ihr in Verbindung stehende Malerei. Wie sich herausstellte waren die Skulpturen symmetrisch konzipiert, womit ihr historischer Kontext und die Identifikation einzelner Figuren neu bestimmt werden konnten. Auch die portraithaften Züge lassen sich dadurch besser verstehen.

 

Dr. Christian Luczanits hat bei der SIG schon mehrere Vorträge gehalten, vor allem über seine Forschung an frühen Buddhistischen Tempeln in Westtibet. Seit 2014 hat er den neuen Lehrstuhl für Tibetische und Buddhistische Kunst an der School of Oriental and African Studies der Universität London inne.

May 21, 2018

Dr. Michael Henss

Gandhara – Kunst und Kultur des frühen Buddhismus

19:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9 im Hörsaal 101

Im antiken Gandhara, dem heutigen Grenzgebiet von Pakistan und Afghanistan, entstanden unter dem Einfluss griechisch-römischer Kunst vom 1. bis 5. Jahrhundert die ersten buddhistischen Bildwerke. Der reich illustrierte Vortrag zeichnet die faszinierende Begegnung indisch-östlicher Traditionen mit dem westlich-antiken Kulturerbe zwischen Abendland und Asien, in der Nachfolge Alexander des Grossen nach: die frühesten Darstellungen des Buddha und die so erzählfreudige Bilderwelt des Gandhara-Buddhismus, darunter einige bisher unbekannte und noch nie gezeigte monumentale Bronzeskulpturen.

Dr. Michael Henss ist Kunsthistoriker, Forscher und Autor zahlreicher Bücher und Schwerpunkte auf Tibet und Ostasien. 2014 erschien sein zweibändiges Standardwerk “The Cultural Monuments of Tibet“.

April 24, 2018

Prof. Dr. habil. Jürgen Wasim Frembgen

Über das Abenteuer der Erfahrung. Reisebücher über Pakistan und Indien

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9 im Hörsaal 101

Der Ethnologe, Islamwissenschaftler und Schriftsteller Jürgen Wasim Frembgen bereist Pakistan, Indien und den Iran seit fast vierzig Jahren. In seinen literarischen Reisebüchern, die auf Deutsch und Englisch erschienen sind, berichtet er von Pilgerfahrten zu Sufi-Schreinen, Trancenächten mit Musikern und Derwischtänzern, Blutrachefehden bei Bergstämmen im Karakorum, sozialen Außenseitern und dem entschleunigenden Genuss des Teetrinkens. In seinen dichten ethnographischen Beschreibungen, Erzählungen und Studien verwendet er den Forschungsansatz einer „Anthropologie der Sinne“. Zu seinem neuen Buch Sufi Tonic schreibt der Büchner-Preisträger Martin Mosebach:

Man schraubt ein Kristallfläschchen auf und der Raum wird von Duft überschwemmt! Ohne auch nur ahnungsweise Ihre Erfahrungen zu teilen kommt mir eine  Wirklichkeitsfülle aus Ihren Seiten entgegen, die die Sehnsucht weckt und sie zugleich befriedigt.

Inmitten von Unsicherheit, Chaos und Gewalt erlebte Frembgen ein hierzulande wenig beachtetes freudvolles Gesicht des Islam, geprägt von Toleranz, Respekt, Warmherzigkeit, Gemeinschaftsgefühl und Lebensfreude. In einer Kombination aus Vortrag, Lesung und Gespräch erzählt er von  spannenden und berührenden Erfahrungen als Grenzgänger zwischen den Kulturen.

Prof. Dr. habil. Jürgen Wasim Frembgen, lehrt islamische Religions- und Kulturgeschichte am Institut für den Nahen und Mittleren Osten der Ludwig-Maximilians-Universität München; ehemaliger Hauptkonservator und Leiter der Orient-Abteilung im Museum Fünf Kontinente in München; Beteiligung an internationalen Literaturfestivals.

March 20, 2018

Catharina Blänsdorf

Die Lehmfiguren der Tempelanlage Shuilu’an (Provinz Shaanxi, VR China)

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9

Die Tempelanlage Shuilu’an, in einem Tal 40 km südöstlich von Xi’an gelegen, gehört zu buddhistischen Heiligtümern am chinesischen Ende der Seidenstraße. Die Haupthalle wurde 1563-67 mit ca. 1500 aus Lehm modellierten Figuren ausgestattet, die in einer komplexen Ikonografie narrative Szenen, Buddha- und Bodhisattvafiguren und möglicherweise den Shuilu-Ritus zur Erlösung unglücklich Gestorbener vereinen. Untersuchung und Erhaltung der Halle waren 2007-2012 einer der Schwerpunkte eines deutsch-chinesischen Forschungsprojektes.

Der Vortrag gibt einen Einblick in die Ergebnisse der Arbeiten. Nach einer Einführung zum Tempel werden kunsttechnische Aspekte vorgestellt: Die Halle in Ständerbauweise mit Lehmziegelwänden ist typische chinesische Architektur, aber auch die Voraussetzung für die Ausstattung der an der Wand modellierten Figuren. Das Modellieren in ungebranntem Lehm ist eine in China seit der Steinzeit bekannte und in Zentralasien weit verbreitete und perfektionierte, in Europa jedoch völlig unbekannte Technik. Die Bemalung in vielen Farben und die unterschiedlichen Verzierungs- und Vergoldungstechniken geben dem reichen Figurenschmuck ein prächtiges Aussehen. Konservierungsprobleme gaben den Anlass für die Untersuchungen und exemplarisch durchgeführte Maßnahmen, über die ein Überblick gegeben wird.

Catharina Blänsdorf

1993-1997: Nach Vorpraktikum Studium der Restaurierung mit Schwerpunkt Gemälde, Skulptur und Wandmalerei an der Hochschule der Künste Bern

1998-2012: in München Mitarbeit in Forschungsprojekten zur Erhaltung ausgewählter Kulturgüter in der

Provinz Shaanxi, VR China,; 2013 Promotion zur Untersuchung der Farbfassung der Terrakottaarmee aus der Grabanlage des Ersten Chinesischen Kaisers Qin Shihuangdi

2007-2009 und in kleinerem Maßstab andauernd bis jetzt: Untersuchung der bemalten Lehmputzfragmente der zerstörten Buddhafiguren in Bamiyan

seit 2013: wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft an der TU München, mit Schwerpunkt Labor- und Atelierbetreuung, Untersuchung von Farbschichten und Farbmitteln, praktische Übungen in Konservierungstechnik

October 24, 2017

Dr. Paul Rollier

Public rituals and religious ‘minorities’ in Pakistan

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung 9

Sectarian attacks, Islamist militancy and the marginalization of Pakistan’s religious minorities are often understood as proceeding from an undue emphasis on Sunni Islam at the heart of Pakistani nationalism. Mainstream analyses tend to privilege a top-down, security-orientated view of religious formations that conceal much of the everyday processes and reasoning through which ordinary Pakistanis come to think about and perform religious belonging. Drawing on recent ethnographic fieldwork, I will focus on Pakistan’s two largest ‘minorities’, Shias and Christians, to illustrate how religious identity articulates with ideas of the nation and South Asia. My analysis foregrounds the ways in which issues of language, such as blasphemy accusations, and public rituals —from Muharram processions to Catholic pilgrimages—have become prominent sites for the negotiation of what it means to be Pakistani.

Paul Rollier is a social anthropologist, assistant professor in South Asian Studies at the University of St. Gallen, and associate professor II at IKOS (UiO). His research focuses on political culture and the anthropology of religion in South Asia. He has carried out long-term ethnographic fieldwork in Pakistan since 2008.

March 14, 2017

Martina Stoye

Ein Monument zieht um die Welt: Das Ost-Tor des buddhistischen Stupa von Sanchi. Zur internationalen Karriere eines indischen Denkmals und seiner Abgüsse.

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung

Wenn man nach einem Ausstellungsbesuch in den Dahlemer Museen Berlins in der Museumscafeteria eine Tasse Kaffee genießt und dabei den Blick nach draußen schweifen läßt, so hat man ein imposantes altertümlich erscheinendes Steintor von circa zehn Metern Hohe vor Augen.

Es handelt sich jedoch nicht um ein Original, sondern um den Kunststein-Abguss eines altindischen Tores, den man 1970 anlässlich der Gründung des Museums für Indische Kunst (seit 2006 Teil des Museums für Asiatische Kunst, zukünftig Teil des Humboldt-Forums im neuen Berliner Schloß) auf der Basis alter Gipsformen in Berlin anfertigte.
Das eigentliche Original, das reich geschmückte Ost-Tor des altbuddhistischen Reliquienhügels von Sanchi (Indien, nahe der heutigen Stadt Bhopal), steht seit 150 Jahren als Ikone für das indische Altertum. Als die Briten im 19.Jahrhundert die systematische Erforschung der indischen Antike in Angriff nahmen, übte der Stupa von Sanchi eine große Faszination auf die Forscher aus, war es doch das älteste Monument, das alle Komponenten eines buddhistischen Reliquienschreins noch in situ zeigte. Verschiedenen Umständen ist es geschuldet, dass nicht ein oder gar mehrere originale Eingangstore in ein westliches Museum abtransportiert wurde. Vielmehr wurde in einer ungeheuerlich aufwändigen Aktion ein Gipsabguss erstellt. Die damit verbundenen und schließlich an mehreren Orten gezeigten Repliken (u.a. in London, Paris, Berlin) erzielten große Wirkung. Sie hatten nicht nur entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung altindischer Kunst in Europa, sondern lösten in der Folge in der Interaktion zwischen Repräsentanten  indischer und europäischer Interessen auch Kettenreaktionen aus, die schließlich auf den Ursprungsort zurückwirkten, die archäologische Stätte religiös neu belebten und das Sanchi-Tor zu einem vielzitierten Symbol des postkolonialen Indien werden ließen.

Der Vortrag stellt nicht nur das reiche, in eine eigenwillige Bildsprache gefasste Bildprogramm des Tores vor. Die Referentin wird auch das Werden der außergewöhnlichen Abgüsse nachzeichnen und die vielfältigen Folgen der Prominenz Sanchis für im heutigen Indien gelebte Religion und Diplomatie beleuchten.

February 07, 2017

Reisen nach Shangrila

Wunderbare und wirkliche Wege ins Innere von Asien.

Ansichten und Einsichten zu mythischen und irdischen Paradiesen zwischen Himalayas und Seidenstrassen.

18:15 Uhr an der Alten Universität Basel am Rheinsprung

Dr. Michael Henss berichtet über Reisen zu imaginären und tatsächlichen Orten: ins Reine Land verborgener Schätze von Shambala bis Shangrila, zu Kraftorten und entlegenen buddhistischen Klöstern, zum kosmischen Meru-Berg - der Mitte der Welt, und zum Götterthron Kailash im fernen Westen Tibets. Ersehnt und erlebt von westlichen Suchern, gemalt und fotografiert auf dem Weg der Weissen Wolken von Lama Anagarika Govinda (1898-1985), faszinierend beschrieben von Alexandra David-Néel (1868-1969), mythisch überhöht in den farbigen Visionen des Nicholas Roerich (1874-1947), und in den Expeditionstagebüchern Sven Hedins (1865-1952) akribisch notiert; an bislang unerreichbaren heiligen Stätten, wo Vergangenheit noch ewige Gegenwart war, Mythos und Realität untrennbar schienen.

Auch die Reisen des Referenten nahmen hier vor 35 Jahren ihren Anfang: in „Shangrila“, dem legendären Land der Sehnsüchte  und Traumbilder, „irgendwo in Tibet“.

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